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Bella Italia Italienreisebericht von Florian Kraus

Originalbericht mit Fotos auf der angehangenen PDF Datei

3000 km in 4 Tagen! Italien ist ja anscheinend doch kein Dorf entlang der Adria. 

Nun, in den Monaten August bis Oktober passiert in unserem Hobby recht wenig. Also lasst mich die Ruhe nutzen, um einen Erlebnisbericht über einen sehr schönen Ausflug mit Freunden zu schreiben. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen. 

Haus gekaut, umgezogen, in Erwartung unseres ersten Kindes. Da stand bei der Urlaubsplanung leider schnell fest, dass für einen längeren Urlaub im Sommer keine Zeit ist. Aber wenigstens ein paar Tage raus würden wir doch schaffen. In den Süden! Gerade nach Italien zieht es uns immer wieder. Wir lieben das Land, die Leute und vor allem die Küche. Aber Moment, mit unseren Modenafreunden Ernst-Heinrich Lickert, Andreas Vogt, Reinhard und Otto Bretting wollten wir ja auch noch etwas dieses Jahr unternehmen. Dann wird’s doch wieder eng, es sei denn…
Zu Guido Graziani hatte ich schon seit Januar 2019 mehr oder weniger eine zufällige Verbindung. Ich brauchte damals, um die Zucht meines Vaters wieder aufnehmen zu können, ein paar Täubinnen und wollte unbedingt Schimmel. Reinhard hatte zu dieser Zeit eine Reise nach Italien geplant und so kam es, dass mein damaliges Defizit kurzfristig mit 0,2 Schimmel von Guido ausgemerzt wurde. Etwas später lernte man sich dann in Illkirch persönlich kennen und war sich irgendwie von Anfang an sympathisch. So blieb man in Kontakt und freute sich immer über gemeinsame Schauen oder Treffen. 
Und so entstand bei Marina und mir der Gedanke man könnte das doch alles irgendwie unter einen Hut bringen. 
Na dann machen wir doch mal einen Vorschlag und schauen was unsere Freunde dazu sagen. Schnell
kam von allen die Rückmeldung, dass sie sehr interessiert wären eine gemeinsame Modenareise nach Italien führen zu lassen. Juli wäre gut für alle, also ran an die Ausarbeitung

Guido war für mich gesetzt. Auch an seiner Zucht lag mein besonderes Interesse, da er viele der Farbenschläge züchtet, die auch bei mir zu Hause sind. Wer an italienische Modenas denkt, denkt auch schnell an Mauro Goletto. Gerade seine Magnani sind bei den Europaschauen immer vorne dabei. Und dann gibt es mit Patrizio Bello noch einen Spezialisten für Gazzi in Italien. Um genau zu sein, vor allem schwarze Gazzi. Das wäre doch eine superspannende Mischung. 
Beim ersten Blick auf die virtuelle Landkarte kam dann doch etwas Verunsicherung auf. Italien ist ja anscheinend doch kein Dorf entlang der Adria und so musste ich feststellen, dass zwar Patrizio und Guido mit ca. 150 km nicht weit voneinander entfernt wohnen, Mauro aber 400km weiter westlich zu Hause ist. Wir planen mal weiter. Hilft nicht… 

Ein paar Stunden später unterbreitete ich den anderen einen Vorschlag. Freitags treffen in Bayern bei Reinhard und mir. Samstag ab Richtung Piemont, einer Region im Norden Italiens, zu Mauro. Und Sonntag dann quer durch Italien über Ferrara (Guido) nach Venetien zu Patrizio. Montag dann zurück nach Bayern. Um den anderen ein Gefühl vermitteln zu können, habe ich den Vorschlag sogar noch grob mit Uhrzeiten hinterlegt, aber ohne mir viel dabei zu denken. Es sollte zur Orientierung dienen. Für mich war der Vorschlag auch ganz annehmbar, ich musste aber ja auch am Freitag nicht schon hunderte Kilometer nach Bayern tingeln. Im Falle von Andreas sogar gut 700km. Gerne hätte ich in dem Augenblick Gedanken lesen können. Ein „spinnt der“ wäre im ersten Moment durchaus gerechtfertigt gewesen. Da ich dieser Fähigkeit aber leider nicht mächtig bin, musste ich mit den offiziellen Rückmeldungen Vorlieb nehmen und das tat ich in diesem Fall sogar sehr gerne. Alle waren dabei! Klasse! Schnell wurden noch zwei mögliche Wochenenden im Juli abgestimmt. 

Nun war es an der Zeit Guido zu kontaktieren und ihn in unser Vorhaben einzuweihen. Gespannt war ich auf seine Antwort und hoffte, dass er mir bei der Organisation helfen könnte. 

An der ersten Reaktion von Guido konnte man deutlich spüren, dass er sich sehr freute, dass wir nach Italien kommen wollen. Wie selbstverständlich bot er mir auch gleich an mit den anderen beiden zu sprechen und mir Rückmeldung zu geben, ob eines der beiden Wochenenden für alle passt. Wieder fühlte ich mich in meiner positiven Meinung über ihn gestärkt. Ein paar Tage später wurde mir dann auch schon ein Wochenende bestätigt. Es sollte der 13. und 14.07. werden. Bis dahin waren es nun noch gut zwei Monate, also genug Zeit um sich über alle Details noch Gedanken machen zu können. 
Kurz darauf kam leider auch der erste Rückschlag. Die Brettings mussten passen. Reinhard kam für Samstag etwas dazwischen und so konnte er nur als Gastgeber für Freitag fungieren.
Der Rest der Vorbereitung verlief problemlos. Also natürlich mit großer Unterstützung von Guido, aber auch Patrizio und Mauro halfen mit Hotelvorschlägen und Buchungen. Parallel überlegten uns Reinhard und ich noch ein Programm für Freitag. Wir wollten das italienische Wochenende hier bereits starten. Bei schönem Wetter sollte es Pizza aus Reinhards Steinofen geben und Kaffee bei uns. Bei schlechten Wetter Kaffee bei Reinhard und abends Bolognese bei uns. Da ich mit meinen italienischen Freunden eigentlich nur über WhatsApp kommuniziert hatte, diverse Übersetzungshilfen sind so nun mal einfacher zu nutzen, kam mir in der Woche vor der Abreise noch mein italienischer Arbeitskollege Toni in den Sinn. So ließ ich ihn kurzer Hand bei Guido und Mauro anrufen, um ihn nochmal mit ihnen über alle Details sprechen zu lassen. Als Mitteleuropäer ist es immer wieder eine Schau Südländern bei einer Unterhaltung zu lauschen. Kurz hatte ich die
Befürchtung die Reise absagen zu müssen, da sich das für mich nach einem handfesten Streit anhörte. Tonis Lächeln während der Gespräche verriet aber wiederum etwas anderes. Es passt alles! Man erwartete uns schon und man freute sich auf unseren Besuch. Super! Ein paar Tage vorher verriet uns der Wetterbericht dann auch was am Freitag auf der Speisekarte
stehen sollte und so ging es am Donnerstag ans Bolognese kochen. Das steigerte die Vorfreunde sogar noch mehr, man konnte nun ja Italien förmlich im ganzen Haus riechen. Endlich Freitag! Wir hatten vereinbart, dass wir uns bei uns zu Hause zwischen 14:00 und 15:00 Uhr treffen. Marina und ich hatten den Freitag schon Urlaub. Wir wollten für unsere Gäste alles schick machen. Marina den Haushalt und ich die Tauben. Also bin ich gegen halb 8 außer Haus. Zu meinen Tauben habe ich 5 km Autofahrt zu meinem Elternhaus. Unterwegs dachte ich mir, ich frage mal Andreas wie weit er schon ist. Hamburg – Ingolstadt. Ich rechne da mit acht bis neun Stunden Reisezeit. An dieser Stelle muss ich nun gestehen, dass ich etwas irritiert, ja, vielleicht sogar enttäuscht war, als ich einen sehr entspannten Herrn Vogt am Telefon hatte, der demnächst mal
losfahren wollte. Also mit ihm rechnete ich vor 16 Uhr dann mal nicht mehr. Etwas später kam dann auch die erste Meldung von Heinrich. Viel Verkehr und der ein oder andere Stau. Es könnte etwas später werden. Das fing ja gut an. Naja, dann brauchte ich mich bei meinen Tieren zumindest nicht zu stressen. Es war gegen 14:15 Uhr, ich war mittlerweile mit allem fertig, war frisch geduscht und noch nicht ganz angezogen, Marina war noch etwas besorgen, da sah ich Bewegung im Hof. Schleicht da jemand um unser Haus? Schnell in die restlichen Klamotten gesprungen und durchs Fenster geschaut. Da sah ich kommen und uns direkt bei Reinhard zu treffen. Ich glaube wir trafen dann auch ziemlich zeitgleich ein. Zumindest war Heinrich auch noch am Auto als wir vorfuhren. Erstmal große Begrüßungsrunde um dann anschließend in Reinhards persönlichen Hopfengarten entspannt Kaffee und Kuchen zu genießen. Ach ja, der vom Wetterdienst versprochene Regen blieb nämlich erstmal aus. Gesprächsstoff gab es reichlich, aber man merkte allen an, dass man schon sehr gespannt auf Reinhards Nachzuchten war. Bevor es zu den Tauben ging, musste nur noch die beste Route zu Mauro gesucht werden. Wir
waren doch etwas überrascht, als uns eine Route durch die Schweiz vorgeschlagen wurde. Also Richtung Heinrich? Hätte man
sich doch besser bei ihm treffen sollen? Naja, lieber nicht weiter Gedanken darüber machen und ab zu den Tieren. Bei vielen Modenazüchtern, mit denen ich gesprochen hatte, war es eher ein durchwachsenes Jahr mit wenigen Jungtieren in den ersten Monaten der Saison. Reinhard hingegen konnte durchaus zufrieden sein. Davon hatte ich mich übrigens schon ein paar Tage zuvor überzeugt und so wusste ich was uns erwartete. In den folgenden zwei Stunden sahen wir wirklich ein paar
vielversprechende Jungtiere.
Das restliche Tagesprogramm sah vor, dass Andreas, Heinrich und ich noch einen Abstecher zu meinen Tauben machten und wir uns anschließend alle zum Abendessen bei uns zu Hause trafen. Reinhard und seine Eltern, Betti und Otto, hatten hier noch eine besondere Überraschung für uns dabei. Zum Einzug in unser neues Zuhause schenkten sie uns einen von
Benedikt Stammler bemalenen Dachziegel. Das Motiv ist eine Modena in blau mit bronze Binden. Wir hatten uns wirklich sehr darüber gefreut. Auch der restliche Abend verlief sehr schön. Gutes Essen, gute Stimmung, gute Gespräche. Was will man mehr? Nachdem sich die Brettings verabschiedet hatten, mussten wir noch eine Uhrzeit zur Abfahrt am nächsten Morgen
vereinbaren. Da es nun doch schon etwas später war, schlug ich 7:00 Uhr vor. Dem entgegneten mir Andreas und Heinrich einigermaßen energisch und fast gleichzeitig, dass ich doch 6:00 Uhr in meinen ursprünglichen Reiseplan
geschrieben hatte, worauf wir uns dann auch einigten.
Kennt ihr das? Man hat einen besonderen Tag vor sich und schläft deswegen schlecht. Irgendwie hat man im Hinterkopf immer den Gedanken man könnte ja verschlafen. Auf jeden Fall gab ich es dann gegen kurz nach 4 Uhr auch wieder auf. Wollte ich eh noch kurz zu den Tauben und Frühstück holen. Als ich wieder zu Hause war, war auch schon mehr Leben in der Bude. Man hörte in den einzelnen Räumen Bewegungen und so dauerte es nicht lange bis sich alle in der Küche zum Frühstücken einfanden. Anschließend wurde noch schnell das Gepäck und unsere Mitbringsel, wir hatten eine kleine Auswahl von Spezialitäten aus allen Ecken Deutschlands dabei, im Auto verstaut und dann ging es auch schon los. 

Die ersten gut 200 km bis an den Bodensee verliefen problemlos. Hier legten wir den ersten Stopp ein. Wieder auf der Straße befanden wir uns auch relativ schnell in Österreich und genauso schnell in der nächsten Baustelle. Geschwindigkeitsbegrenzung 100, schnell den Tempomat eingestellt. Was war das jetzt? Hat es geblitzt? Und das nächste Schild zeigte 60. Na dann bin ich mal gespannt was das Schild, das ich wohl übersehen hatte, vorgeschrieben hat. Nun war meine Laune erstmal etwas getrübt. Auch die Strecke durch die Schweiz konnte meiner Stimmung nichts Positives zu tun. 

Kurvenreich, viel abbremsen und wieder beschleunigen. Motorradfahrer hätten daran bestimmt Spaß. Ich, im VW-Bus unterwegs, eher weniger. Meine Mitfahrer auf der Rücksitzbank hätten auch gut und gerne seekrank werden können. Kurz vor Italien dann der nächste Halt. Den Gesichtsfarben zu urteilen, war noch alles ok. Also wieder weiter. Im Vorfeld der Reise präsentierte ich mich ja als erfahrener Italienurlauber, wofür ich mich eigentlich auch hielt. An der ersten Mautstation an der
Ab fahrt der Autobahn verging mir das aber ganz schnell. Der Kasten, der da vor meiner Seitenscheibe wild blinkte, glich eher dem Spielautomaten meiner früheren Stammkneipe als den Bezahlautomaten, die ich aus dieser Situation kannte. Jede Menge leuchtende Schlitze, aber in keinen schien mein Ticket zu passen. Pure Hilflosigkeit machte sich in mir breit. Das Ende vom Lied war, dass wir Hilfe einer Mitarbeiterin brauchten und die auch erstmal Rücksprache per Funk halten musste.
Anscheinend werden in Italien gerade nach und nach die Stationen umgestellt. So gibt es momentan verschiedenste Tickets, je nachdem wo man auf die Autobahn fährt. Es war dann gegen 15:00 Uhr als wir nach 650 km ein kleines Dorf Nähe Turin erreichten. Alles sehr ländlich. Die Welt sah hier noch schwer in Ordnung aus. Als wir kurz darauf, an der angegebenen Adresse eine Parkmöglichkeit suchten, stand Mauro Goletto auch schon hinter unserem Auto und wies uns ein. Wir wurden sehr herzlich empfangen und erstmal auf ein kühles Getränk und Gebäck in das Wohnhaus eingeladen, wo wir auch Mauros Lebensgefährtin kennenlernen durften. Ich glaube anfänglich hatte man allen etwas die Angst vor der Sprachbarriere anmerken können. Langsam wurden wir dann aber warm und die Kommunikation lief einwandfrei. Alle sprachen einigermaßen englisch und wenn alle Stricke rissen, musste eben eine Übersetzungs-App helfen. Heutzutage ja alles kein Problem. Nachdem wir uns etwas gestärkt hatten, wurde es Zeit sich dem Kern unserer Reise zu widmen. Wir wollten Modenas in
Italien sehen! Im Hof wurden wir dann aber erstmal von drei kleinen Hunden empfangen. Marina hatte also auch schon mal eine Beschäftigung für die nächste Zeit gefunden. Sie verbringt gerne Zeit bei den Tauben und mit anderen Modenazüchtern, aber drei süße, kleine Hunde einfach stehen lassen? Das geht dann doch nicht. Nun standen wir an einer zweistöckigen Scheune. Im unteren Teil befanden sich ein paar Zuchtboxen. Hier arbeitet Mauro mit der „Hengstmethode“ mit ein paar wenigen Tieren. Im ersten Stock dann das Herz seines Züchter-Daseins. Es gab mehrere Zuchtställe und Jungtierställe zu betrachten. Alles in allem sehr sauber. Einige Ställe standen auch leer. Mauro hatte sich die letzten Jahre größtenteils von seinen anderen Rassen getrennt. So sah man fast nur noch Modenas in Magnani, rotfahl und diversen Komplementärfarben.
Wir versuchten uns erstmal einen Überblick zu verschaffen. Nach und nach landeten einige Tiere in den Käfigen. Die Durchschnittsqualität war ausgesprochen gut und schnell fanden wir auch einige Tiere, die trotzdem noch herausstachen. Naja, ich werde euch jetzt nichts neues erzählen, wenn ich sage, wie schnell da mal zwei Stunden ins Land ziehen können. Mittlerweile waren wir dann doch etwas erschöpft, wollten aber unbedingt noch Mauros restliche Tiere sehen und so fuhren
wir noch eine kurze Strecke zu einem anderen Grundstück. Hier waren einige Schafe, Ziegen und ein Esel. Für jemanden, der Tiere liebt, hat sich Mauro wirklich ein kleines Paradies aufgebaut. Nun war es aber Zeit unsere Zimmer im Hotel zu beziehen. Wie selbstverständlich begleitete uns Mauro dort hin, um sich dann bis zum Abendessen auch gleich wieder zu verabschieden. Wir hatten uns für 20 Uhr verabredet. Mauro holte uns wieder am Hotel ab. Er machte uns schon mal darauf
aufmerksam, dass er das Essen bereits bestellt hatte. Jetzt waren wir gespannt was uns da erwartete. Am Restaurant angekommen, merkten wir schnell, dass es eigentlich kein Restaurant war, vielmehr eine Bar, in der das Dorf nach Feierabend zusammenkommt. Wir nahmen an einem Tisch in einem kleinen Nebenzimmer Platz. Alles war sehr einfach eingerichtet, hatte aber auch einen gewissen Charme. Mauro bestellte zuerst Getränke. Eine Flasche Wein und Wasser, wie es sich hier gehört. Dann kam auch schon bald der erste Gang. Typisch italienische Salamisorten und geräucherter Schinken auf einem großen Teller, wovon sich jeder bediente. Dazu wurde Weißbrot gereicht. Der zweite Gang sah ähnlich aus. Mortadella durfte natürlich auch nicht fehlen. Dritter Gang Vitello Tonnato, ausgezeichnet! Und eigentlich waren wir nun schon satt. Andreas warf mir einen hilfesuchenden Blick zu und ich konnte die Frage an seinem Gesicht ablesen. Meine Antwort: „mindestens noch zwei!“ Nachdem der nächste Gang, eine Art überbackener Paprika, aus meiner Sicht immer noch unter „Antipasti“ zu verbuchen war, musste ich mich auf „mindestens drei“ korrigieren. Nun endlich der Hauptgang. Ein italienischer Rinderbraten mit Kartoffelspalten. Jetzt mussten wir endgültig passen oder versuchten es zumindest. Eine kleine Nachspeise mussten wir uns nämlich noch genehmigen. Das war genau dieses Italien, das man als typischer Tourist nie zu Gesicht bekommen würde, wir uns aber während dieser Reise so erhofft hatten. Natürlich wurde das Abendessen von großartigen und vor allem respektvollen Gesprächen begleitet. Ein Gespräch blieb bei mir besonders im Gedächtnis. Mauro erzählte mir, dass er in ihrer
WhatsApp-Gruppe des Modenaclub Italien die Fotos vom Nachmittag geteilt hatte und die anderen ihn gefragt hatten, warum Mitglieder des großen MCD ihn besuchen. Seine Antwort: „weil ich euer Vorsitzender bin“, hatte zum einen Humor, zum anderen war ich aber viel mehr beeindruckt welchen Stellenwert unser MCD in Italien hat und wie stolz man auf unseren Besuch war. Irgendwann war es dann Zeit sich von Mauro zu verabschieden. Ein großartiger Gastgeber. Wir fuhren
zurück zum Hotel und mussten noch kurz den folgenden Tag besprechen. Es war mittlerweile doch spät, also schlug ich vor um 8 zu frühstücken. „Aber in deinem Plan stand Abfahrt um 08:00 Uhr!“ Langsam schwan mir, dass meine grobe Schätzung des Zeitplans wohl doch etwas ernster interpretiert wurde, als beabsichtigt… Also gut, Frühstück um 7, Abfahrt um 8.
Ziemlich pünktlich ging es dann am Sonntag los Richtung Adria. Unterschätzt hatte ich den Verkehr.
Im späteren Gespräch mit Guido wurde uns erklärt, dass wohl die Großstädter aus Turin und vor allem Mailand die Sonntage nutzen um sich an den Stränden der Adria zu erholen. Ich dachte immer da wären nur Deutsche. Da die Beschilderungen der ein oder anderen Baustelle auch nicht für jeden gleich verständlich waren, vor allem für mich nicht, lud ich noch zur Sightseeing-Tour rund um Mailand ein. Jedenfalls mussten wir unterwegs unsere Ankunftszeit zweimal nach oben korrigieren.
Guido schlug dann vor uns direkt an einem Restaurant zu treffen. Gegen 14 Uhr waren wir dann auch dort und wurden schon erwartet. Als wir aus dem Auto ausstiegen, wurden wir aber erstmal mit einem ohrenbetäubenden Lärm konfrontiert. Die Bäume am Parkplatz waren wohl voll mit Heuschrecken, welche gerade ihr Mittagskonzert zum Besten gaben. Guido hatte seine beiden Söhne dabei. Wieder fiel die Begrüßung sehr herzlich aus. Bei einem großartigen Mittagessen in einem, für
mein Empfinden, gehobenen Restaurant unterhielt man sich über die Eindrücke, die wir bisher gewinnen konnten. Es lag Guido spürbar am Herzen, dass wir die Tage in Italien genossen. Nach dem Essen fuhren wir dann hinter Guido her zu seinen Tauben. Wir waren ja nicht nur wegen der guten Küche hier, auch wenn es manchmal den Eindruck machte. Bei Guido
angekommen, durften wir dann auch seine Frau kennenlernen, die uns, wie sollte es auch anders sein, mit Honigmelone empfing. Aber nun endlich zu den Tauben. Die Grazianis züchten eine ganze Palette an gezeichneten Schiettis. Blau, rotfahl, braunfahl und deren verdünnte Varianten mit Binden, gehämmert und Schimmel. Vereinzelt konnte man auch ein paar schwarze und milkys, aber auch Gazzi sehen. Guido hatte dieses Jahr leider Pech mit der Zucht. Seine Tauben erkrankten
und er verlor leider viele Jungtiere und auch wertvolle Zuchttauben. Trotzdem gab es ein paar ausgezeichnete Modenas zu sehen. Potential ist in dieser Zucht auf jeden Fall! Ich wünsche Guido an dieser Stelle schon mal mehr Glück im nächsten Zuchtjahr. Ihm ging auch sehr nahe, was da dieses Jahr passiert war. Schade war für uns auch, dass uns die zwei Stunden, die wir auf der Straße liegen gelassen hatten, nun fehlten. So mussten wir uns leider viel zu schnell wieder verabschieden, um die letzte Etappe zu Patrizio Bello in Angriff zu nehmen. Bei ca. 150 km ja fast ein Katzensprung. Bei Patrizio wurden wir von drei Personen empfangen. Patrizio, seiner Frau und siehe da, einem weiteren mir bekannten Gesicht, Giulia. Giulia ist eine Freundin der Familie und fungierte zur Weltschau der Tauben aus Modena schon als Dolmetscherin. Dies erleichterte die Kommunikation erheblich und bewies wieder wie viel Gedanken unsere italienischen Freunde sich vor unserem Besuch gemacht hatten. Patrizio führte in der Vergangenheit eine Metallbaufirma. Wir befanden uns in einer sehr geräumigen Halle in der schon einige Käfige aufgebaut waren. Im Außenbereich standen seine Taubenställe.
Auch hier konnte man seinen beruflichen Hintergrund wieder erkennen. Alles war sehr hochwertig aus Edelstahl gefertigt. Außerdem war die Anlage wirklich sehr groß. Ich müsste lügen, wenn ich die Paare schätzen müsste. Es waren mehrere
Rassen. In Summe reichen wohl 50 Paare nicht. Hauptsächlich sah man aber Modena Gazzi in schwarz, braun und andalusier, aber auch ein paar Schietti in den gleichen Farben. Nach und nach durften wir einige Tauben in den Käfigen betrachten. Gerade für diese, immer noch seltenen Gazzi-Farbenschläge, war die Qualität wieder beeindruckend. Was danach kam, könnt ihr euch mittlerweile sicherlich denken. Eine typisch italienische Brotzeit. Schinken, Salami, Käse, Oliven mit allem was dazu gehört. Langsam merkten wir aber doch, dass die letzten Tage anstrengend waren und so verabschiedeten wir uns allmählich. Auch Patrizio begleitete uns wieder zum Hotel und gab uns noch mit auf den Weg, dass im Ort ein Stadtfest stattfand. Nun ja,
wenn wir schon hier sind, mussten wir uns das wenigstens noch kurz ansehen. Also machten wir uns schnell frisch und gingen auf ein Bier und ein Eis in die Innenstadt. Wir ließen die vergangenen zwei Tage nochmal Revue passieren und diskutierten ausgiebig über das Gesehene, aber auch darüber wo die Reise mit unserer wunderbaren Rasse noch hingehen mag. Wieder im Hotel angekommen, wollte mein Kopf mal wieder nicht abschalten und so dachte ich noch länger über die Eindrücke der letzten Tage nach. Irgendwann kam mir dann auch, wie aus dem nichts, wieder der Gedanke unseres Startpunktes der Reise. Hätten wir doch bei Heinrich starten sollen? Ich begann google maps zu bemühen und rechnete und rechnete. Die gesamte Rundreise wurde mit beiden Startpunkten berechnet. Wollt ihr das Ergebnis wissen? 6 km Unterschied! Und das bei über 370 km Entfernung unserer Heimatorte. Ich musste herzhaft lachen.
Am nächsten Tag trafen wir uns wieder pünktlich zum gemeinsamen Frühstück und traten dann bald die Heimreise an, nun endlich auf meiner gewohnten Route über den Brenner. Dementsprechend passierte auf dem Heimweg auch nicht mehr viel. Wir führten noch das ein oder andere gute Gespräch und überlegten auch schon, wohin uns die nächste gemeinsame Reise führen könnte. Davon erzähle ich euch dann aber vielleicht zu gegebener Zeit wieder mehr. Eine kleine Anekdote habe ich vielleicht aber noch für euch. Wer von euch öfter in Österreich unterwegs ist, weiß vielleicht auch, dass deren Radiosender gerne Lieder von einheimischen Interpreten spielen. Uns Bayern regt das gerne mal zum leisen Mitsingen an. Nach einem dieser Leider, konnte ich es mir dann nicht verkneifen unseren waschechten Norddeutschen zu fragen, ob er den Text auch verstanden hatte. Seine trockene Antwort: „Kein Wort! Obwohl ich es echt versucht habe.“ Nun Andreas, noch einmal
für dich: „Irgendwaun is unser Zeit daun goa. Doch sie werdn sogen, dass ma moi Hödn woan. A jeder hot sei Packl trogen. A jeder hot kämpft.“ Die Übersetzung überlasse ich aber nun wieder dir, mein Freund. Wer das Lied kennt und es ähnlich deutet wie ich, findet es vielleicht auch ganz passend um meiner kleinen Geschichte nun ein Ende zu geben. Helden werden nie aussterben. Helden genießen ihr Leben, auch wenn jeder sein Packet zu tragen hat. 

Nun will ich nur noch schnell ein letztes Resümee ziehen. Ich bin in den letzten Jahren wegen unseren
Modenas viel herumgekommen. Egal wo ich war, wurde ich immer mit offenen Armen empfangen.
Unsere italienischen Freunde standen dem in nichts nach. Wer Gastfreundschaft erleben will, sollte
Modenas züchten! 

















 





 

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Veröffentlichung

Sa, 26. Oktober 2024

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